Nun stellt eure Schuh zum Fenster raus! Es kommt der heilige Nikolaus. Der legt euch im silbernen Sternenschein geheim die leckeren Gaben hinein...

Auch wenn wir Landknirpse unsere Schuhe nicht zum Fenster hinaus gestellt haben, sondern auf den Flurbänken platziert hatten, hat uns der Nikolaus in dieser kalten Dezembernacht nicht vergessen. Auf seinem Weg zurück in den Himmel, hat er bei uns Halt gemacht und allen Kindern eine kleine Überraschung da gelassen.

 

Natürlich hatten wir von Herzen gehofft, dass der Nikolaus auch in diesem Jahr Zeit für uns findet. Vielleicht, nachdem er die Tiere im nächtlichen Wald besucht hat, um ihnen feines Futter zu bringen.

Und deshalb wurde für ihn ein Teller mit Lieblings-Gebäck und einem Becher Milch zur Stärkung bereit gestellt. Das war ein famoser Einfall, denn der Nikolaus war wohl wirklich sehr hungrig und hat, nachdem er unsere kleinen Gaben verteilt hatte, genüsslich losgeknuspert. Dabei muss er sich sehr beeilt haben, denn er hat seine warme gehäkelte Nikolausmütze in unserem Flur verloren. 

Wir haben sie am Nikolausmorgen gefunden.

Hoffentlich hat er keine kalten Ohren bekommen. Aber wir sind uns sicher, dass seine Kapuze notfalls auch sehr kuschelig warm hält. Wir werden ihm seine Mütze auf jeden Fall auf die Flurbank legen, damit er sie sich wieder heimlich still und leise abholen kann. 

Aber zuvor hat er bestimmt nichts dagegen, wenn wir seine Mütze für unser Nikolaus-Puppenspiel im Saal ausborgen.

Denn darauf freuen wir uns schon seit Tagen...

Was Auguste nicht will, das will sie nicht: Eine Weihnachtsgeschichte aus Stoltenhagen (frei nach Friedrich Wolf)

Der Nikolaus möchte gerade das kleine Peterle von Bauer Justus beschenken, da trifft er die Kinder und erzählt ihnen, dass er sich sehr beeilen müsse, da er so lange auf dem Weihnachtsmarkt Karussell gefahren sei. Außerdem hätte es auf dem Markt ein großes Spektakel gegeben, aber davon würden die Kinder später erfahren, nun müsse er sich sputen. 

Nachdem der Nikolaus sich in den Wald aufmachte, um die Tiere zu besuchen und im dichten Tann verschwand, hörte man ein großes Spektakeln.

Weihnachtsgans Auguste war vom Markt geflüchtet, weil sie nicht als Festtagsbraten enden möchte. Denn was Auguste nicht will, das will sie nicht!

Nun war sie aber doch müde und hungrig und fror. Da gaben ihr die Kinder den Rat im Stall des Bauern Justus unterzuschlüpfen. 

Das war leider ein fataler Fehler. Nach einer kuscheligen und erholsamen Nacht, entdeckte sie der Bauer und bekam großen Appetit auf Gänsebraten. So sollte sie bis zum Fest im Stall bleiben, um dann genüsslich mit Rotkohl verspeist zu werden.

Aber der Bauer hatte seine Rechnung ohne das kleine Peterle gemacht ...

Peterle und Auguste wurden unzertrennliche Freunde. Die Gans durfte sogar in seinem Bett schlafen. Als schließlich der heilige Abend näher rückte, wollte niemand die Gans schlachten. Das kleine Peterle vergoss bittere Tränen. Auch das Hausmädchen Theres weigerte sich standhaft. So musste dann der Bauer selbst die Sache in die Hand nehmen.

Aber Auguste wollte nicht! Und was Auguste nicht will, das will sie wirklich nicht! Das Federvieh zeterte so lange, bis der Bauer es nicht übers Herz brachte, das Messer zu zücken. Ein neuer Plan musste her, und so beschloss Bauer Justus, die Gans mit einem extra starken Lavendeltee seiner Frau einzuschläfern.

Gesagt getan! Der Plan schien aufzugehen und Auguste regte sich nicht mehr. Diesmal blieb Theres nichts anderes übrig, als auf den Bauern zu hören und unter Tränen die arme Auguste zu rupfen und in die Speisekammer zu stellen.

Nun wollte man am nächsten Morgen, den Festbraten würzen und in den Ofen schieben. Aber da spektakelte es plötzlich aus der Speisekammer. Eine völlig nackelige Auguste tappste aus der Kammer und fror bitterlich. Der Tee war nicht stark genug für Gustje, denn was Auguste nicht will, will sie nicht!

Nun hatte der Bauer keine Chance mehr auf einen Festschmaus. Die Bäuerin nahm die Sache in die Hand und trug Theres auf, für die bibbernde Auguste einen warmen Pullover zu stricken.

Auguste wurde nun keine Weihnachtsgans mehr, sondern eine Hausgans und   ein richtiges Familienmitglied. Sie brachte Peterle sogar jeden Morgen zur Schule. Und als der Frühling kam, war ihr bereits ein neues Federkleid gewachsen ...

 

Nach unserem kleinen Schauspiel durften alle Kinder mit den Puppen und Requisiten spielen. Es war ein lustiger und ausgelassener Nikolausvormittag.

 

Jeder ist stolz mit seinem Nikolaus-Geschenk nach Hause gefahren. Es gab etwas Gesundes, etwas Süßes, etwas zu Lesen und zum Ausmalen. Sogar vier Dinge auf einmal!

 

Auch wir Großen haben uns wieder sehr gern in die zauberhafte Weihnachtsmärchenwelt entführen lassen!

Darum liebe ich die Kinder, weil sie die Welt und sich selbst noch im schönen Zauberspiegel ihrer Phantasie sehen.

-Theodor Storm-

Und dann haben sich noch zwei Nikolaus-Mädchen aufgemacht, um den echten Bauer Justus zu überraschen ...